Die großen Kliniken werden gefeiert. Zurecht?

Wiebke Johanning am 13.02. 2020 in der Frankfurter Rundschau
„Nicht der Patient, sondern der Erlös steht im Mittelpunkt und Krankenhäuser-auch in öffentlicher oder gemeinnütziger Hand-werden geführt wie eine Fabrik.“ (FR, S.16, Gastwirtschaft)

Universitätsklinikum Aachen

2018 steigerten die privaten Kliniken ihre Umsätze und Gewinne in Millionenhöhe, so die Autorin. Dies sei eine gute Nachricht für die Betreiber und eine schlechte für die Patienten. Die Gewinne würden dadurch erwirtschaftet, dass diese Kliniken den ökonomischen Druck über die Fallpauschalen optimal ausnutzen und viele teure Behandlungen an Patienten ausführen. Dafür werden dann auch die multiprofessionellen Teams bereitgestellt.
Nicht der Blinddarm lässt die Kassen klingeln, sondern der möglichst komplexe und diffizile Eingriff. Das bringt im Zusammenhang mit dem hohen Aufwand, das Geld ins Portfolio.
Es sind Konzerne , die Ihren Aktionären verpflichtet sind, und da spart man dann auch am Personal in der Pflege.

Den Aktionären des Rhön-Klinikums kann die Entwicklung der Aktie keinen Spaß machen, hat sie doch seit Ende Juni 2019, obwohl sie sich aktuell erholt, fast 40% an Wert verloren.

https://www.rhoen-klinikum-ag.com/presse/pressemeldungen/news/article/rhoen-klinikum-ag-will-2020-chancen-aus-der-marktbereinigung-aktiv-nutzen-1.html

Roland Berger zur wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser 2019:

  • Die Fallzahlen stagnieren seit 2017
  • Aus wirtschaftlichen Gründen wird der Verdrängungswettbewerb steigen.
  • Kooperationen und Fusionen sind für 46% der großen Kliniken die Optionen.

In den vergangenen Jahren wurden in den vergangenen Jahren 50 000 Stellen im Pflegebereich abgebaut. Das waren ebenfalls Maßnahmen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, so Wiebke Johanning in der FR.
Da bleiben die Aussagen für 2019 im Reich der Fabel, dass man 30 000 Stellen aufbauen möchte, bei aktuell 20 000 fehlenden Pflegekräften. (Roland Berger, https://www.rolandberger.com/de/Publications/Wirtschaftliche-Lage-von-Deutschlands-Krankenh%C3%A4usern-verschlechtert-sich-deutlic.html)

Die eigenen, ehemaligen sitzen laut Auskunft einer mir bekannten Ärztin heute u.a. an den Kassen von Discountern und Vollsortimentern, weil sie dort besser verdienen und vergleichsweise deutlich bessere Arbeitsbedingungen haben.
Zum Ausgleich sucht man nicht nur im EU-Ausland sondern auch in Mittelamerika, z.B. Mexiko …

Upgrading? Quelle: photo taken by flickr user Young in Panama CC/Wikipedia

Noch prekärer wirkt es sich aus, dass es beispielsweise bei Diabetes-Patienten lukrativer ist, das Bein zu amputieren, als es bei schwer heilenden Wunden aufwändig zu pflegen.
Johanning nennt weitere Beispiele wie das Abweisen von Notfallpatienten, weil das Personal für die OP fehlt, für Sterbende bleibt keine oder zu wenig Zeit.

Das Fallpauschalensystem ist zum Scheitern verurteilt. Das wird sich aber nur ändern, wenn der Druck erhöht wird.

Gesundheit ist keine Ware sondern Menschenrecht.

Es braucht den Druck von unten.
Dabei muss der Blick auf die Versorgung im ländlichen Raum gestärkt werden. Dies gilt v.a. für die Basisversorgung mit Praktischen Ärzten und Fachärzten, wenn kleinere Kliniken geschlossen werden.
Der Druck entsteht bereits, siehe Aktion der Ärzte:

https://www.stern.de/gesundheit/aerzte-appell-im-stern–rettet-die-medizin–8876008.html

Im Zabergäu wird die Suche nach einem praktischen Arzt bereits zur Odyssee

Frage in FB: „

Hallo, kann mir jemand einen Hausarzt empfehlen der noch Patienten aufnimmt ? Danke

Antworten:
„Frau Stark ist super hat jedoch Patientenstopp“
„Frau Dr Schirrmann die ist nett und will die… „die nehmen aber auch niemand mehr auf soweit ich weiß.“
Bekannte von uns: „Wo finde ich einen Praktischen Arzt, der mich noch nimmt?“

Meine Antwort: „Katastrophe medizinische Versorgung Zabergäu. Mediziner überlastet, Mediziner pro Patient unterdurchschnittlich, Patienten finden in der Nähe nur noch Ärzte, wenn andere Patienten sterben. Vorsicht keine Satire: Eingang für Abgang
Wir benötigen im Zabergäu Mediziner, die sich niederlassen wollen.“

Der Druck muss von unten kommen:
Die Versorgung im Zabergäu mit Arzt/Patienten ist deutlich unterdurchschnittlich, das Alter in Güglingen mehrheitlich über 60 Jahre.

Was wir uns alle wünschen: Ein Versorgungssystem, das die Menschen gesund und nicht krank macht.“ (Wiebke Johanning)
Und ein Gesundheitssystem, das die Patienten v.a. auch behandelt, wenn sie es benötigen und dies zeitnah.

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