Verpflichtung des neuen Rates und Wahlen
§ 17
Pflichten ehrenamtlich tätiger Bürger
(1) Wer zu ehrenamtlicher Tätigkeit bestellt wird, muss die ihm übertragenen Geschäfte uneigennützig und verantwortungsbewusst führen.
Dazu zählt auch die Verpflichtungsformel:
“ Ich gelobe Treue der Verfassung, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten. Insbesondere gelobe ich, die Rechte der Gemeinde gewissenhaft zu wahren und ihr Wohl und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern.“

Wahl der stellvertretenden Bürgermeister
Die stellvertretenden Bürgermeister waren noch nicht gewählt, und es schien noch alles in Ordnung. Leider wurde die Wahl der stellvertretenden Bürgermeister zu einer wenig rühmlichen Angelegenheit.
Die Vorabsprachen der Fraktionssprecher mit dem Bürgermeister galten nichts mehr. Die FUW-Fraktion verabschiedete sich von der gemeinsamen Absprache und schickte zwei Stellvertreter ins Rennen.
Die Bürger-Union und die neue Liste hatten ihre beiden Kandidaten aus den eigenen Reihen ebenfalls in den Fraktionen besprochen.
Ein Zeichen war es noch, dass alle 18 Stadträtinnen und Stadträte Markus Xander zum ersten Stellvertreter wählten, doch um den zweiten Stellvertreter gab es dann einen Wettkampf zwischen Andreas Burrer (FUW) und Joachim Knecht (BU). Das war so nicht geplant, aber von der FUW nach ihrer Fraktionssitzung gewollt. Verständlich war das nicht, denn der dritte Stellvertreter wäre damit nicht mehr für die Neue Liste reserviert gewesen.
Die Bürger-Union hätte sich allerdings auch nicht beklagen können, wenn es ganz anders gekommen wäre. Auf die Neue Liste war allerdings Verlass, und alle Stimmen wurden entsprechend der Vorabsprache abgegeben. Da sich BM Heckmann enthielt, im Prinzip nachvollziehbar, auch wenn im Verwaltungsvorschlag die drei Stellvertreter auf die drei Fraktionen verteilt und vorgeschlagen worden waren, gab es eine Pattsituation. Die Fraktionen schafften es nicht, auch nach nochmaliger Beratung der Fraktionssprecher mit dem Bürgermeister, den Knoten zu lösen. Das gleiche Ergebnis machte nach dem zweiten Wahlgang einen Losentscheid nötig.
Das Glück war bei der Bürger-Union, und damit war der Weg für Petra Suchanek im Wahlgang für den dritten Stellvertreter frei. Joachim Esenwein ließ sich den Hut von Ulrich Scheerle nicht in den Ring werfen, er lehnte den Vorschlag Ulrich Scheerles ab und so stimmte die Bürger-Union geschlossen für Petra Suchanek. Sie erhielt unverständlicherweise nur 12 Ja-Stimmen. Das kann nun jeder für sich selbst interpretieren.
Verabschiedung von Simone Stengel

Simone Stengel müssen wir leider auch verabschieden, wir hätten sie gerne in der Fraktion behalten, war sie doch unser weibliches Gewissen und in der Fraktion sehr wertvoll. Sie zeigte vor allem auch in personalen Fragen und an Stellen, die für Familien und die Kinder wichtige Entscheidungen und Entwicklungen vorgaben, eine konsequente familienfreundliche Haltung. Das deckte sich mit unseren Vorstellungen in der Fraktion, und es war auch im Detail hilfreich. Sie war im Kindergartenausschuss nah dran an der Problemstellung und hat auch durch ihre Kontakte die Finger in die Wunde gelegt. Im Rat hielt sie es mit der Feststellung, ich muss nicht noch einmal wiederholen, was bereits gesagt wurde.
In vielen Bereichen der Events hat sie einen klaren Kopf, der uns, v.a. wenn es um Veranstaltungen der Stadt geht, insbesondere das Weinbrunnenfest, eine große Hilfe sein könnte. Speziell beim Weinbrunnenfest sieht sie und sehen wir enorme Luft nach oben. Wir hoffen und wir wissen, dass wir sie weiter als Beraterin ansprechen können. Sie geht nicht, weil sie es mit uns nicht ausgehalten hat, sondern, weil die Belastung durch Familie und v.a. Ihren Beruf deutlich zugenommen hat. Sie ist ein Familienmensch und sie möchte ihre Familie zum jetzigen Zeitpunkt nicht vernachlässigen. Ihre Entscheidung bedauern wir, aber wir verstehen sie. Fünf Jahre sind schnell vergangen. Simone hat aber nicht ausgeschlossen für Ihre Stadt auch im Rat nochmals aktiv zu werden, wenn sich die Rahmenbedingungen für sie verändern. Wir wünschen ihr in Familie und im Beruf Glück, Erfolg, das Maß an Zufriedenheit, das man für die Seele benötigt und freuen uns auf jeden persönlichen Kontakt mit ihr, analog und virtuell.
Verabschiedung von Dr. Wilhelm Stark

Dr. Wilhelm Stark, unbequem, direkt,
häufigen Angriffen ausgesetzt, mit Durchhaltevermögen, so haben wir ihn erlebt.
Er verlässt den Gemeinderat der Stadt.
Und an diesem Verlassen hat die Bürger-Union ihren Anteil, allerdings
hatte es Wilhelm selbst in der Hand, weiterhin in der Fraktion zu bleiben. Er hat
diese Möglichkeit nicht genutzt, und so ist dieser Abschied einer, der uns bei
aller Konsequenz in unserem Handeln auch trifft. Dies hat uns das Wahlergebnis
deutlich gemacht.
Was sich so nüchtern anhört, ist es nicht. Für
uns ist Wilhelm ein Verlust an Kompetenz, an Fähigkeiten und ein Verlust an
vertraulicher Zusammenarbeit. Über Jahrzehnte haben wir das gut hinbekommen. Eine
abnehmende Tendenz begleitete uns in der letzten Legislaturperiode. Nicht in
den Abstimmungen im Gremium, aber in den Vorbereitungen und in den Absprachen
war dies für uns feststellbar. Das haben wir in der Fraktion und ich persönlich
immer wieder bedauert. Besonders haben wir uns in der Behandlung der
Layher-Ansiedlung auseinandergelebt. Wir gingen mit klaren Vorstellungen für
eine konstruktive Beteiligung an dieses Thema heran. Es sollten die Vorstellungen
zur Produktion und zu einem bemerkbaren Ausgleich in der Natur zum Nutzen der
Menschen, in einer Gruppe zusammen mit dem NABU begleitet werden. Während
Wilhelm seine fundamentale Ablehnung formulierte, die zu tolerieren ist und
ebenfalls an vielen Stellen gute Argumente und Fundamente besitzt. Wir haben
uns anders entschieden, weil es uns Kooperationsmöglichkeiten in bisher zwei
Besprechungen mit dem Zweckverband Industriegebiet Langwiesen eröffnet hat, die
mit einer Fundamentalopposition nicht zu erreichen gewesen wären. Im Habermas‘schen
Sinne zielt unser verständigungsorientiertes Handeln auf einen Konsens, der
gleichzeitig den Dissens nicht ausschließt. Wäre dies nicht so, dann wäre der
Konsens eine Form des sozialen Zwangs.
Diesen sozialen Zwang sind wir in unserem Zusammenwirken mit Wilhelm nicht
mitgegangen. Aus seiner Sicht ist dies möglicherweise, wenn ich die Perspektive
wechsle, ähnlich. Allein das Konsensangebot war für uns nicht auszumachen.
Wilhelm war im Gemeinderat über Jahrzehnte
das umweltpolitische Gewissen. Er hat immer wieder den Finger in Wunden gelegt.
Selten genug war diesem ökologischen Fundament auch ein Erfolg beschieden.
Dennoch, bereits in einer frühen Phase noch in der SPD-Fraktion hat er mit dazu
beigetragen, den Steinbruch an der Landesstraße Richtung Kleingartach vor
Auffüllung zu schützen.
Er hat sich in die Konstruktion der Regenrückhaltebecken eingemischt, hat seine
Sicht zur Einrichtung von Amphibienlaichgewässern formuliert, sich auch
kritisch bei solchen Maßnahmen geäußert, wenn er davon ausging, dass damit mehr
zerstört als gewonnen wird.
Ein Anliegen war ihm immer, den Flächenverbrauch einzudämmen. Damit verfolgte
und verfolgt er einen im besten Sinne konservativen Naturschutz. Die Bebauung
von Baulücken, das Nutzen der Potentiale In der Innenstadt waren ihm in diesem
Sinne wichtig.
Zusammen mit der Fraktion war er auch im frühen Einsatz für die
Blockheizkraftwerke erfolgreich. In Güglingen wurde eines der ersten
installiert.
Besonders liegt ihm die Kultur am Herzen, im kommunalpolitischen Kontext das
Römermuseum und das Nutzen der Potentiale, die sich mit den neueren
archäologischen Funden ergeben.
Mit großem Engagement hat er sich ebenfalls innerhalb der Arbeitsgruppen in die
konzeptionellen Entwicklungen der Stadtidee und in die Zukunftswerkstatt mit
dem Thema Mobilität und Infrastruktur eingebracht.
Als Güglingen sich um den Titel einer Ökostadt beworben hatte, gingen ihm die Ideen nicht aus. Die größte Enttäuschung lag dann darin, erfahren zu müssen, dass zwar Finanzmittel abgerufen wurden, die großen Ziele allerdings nicht weiterverfolgt wurden. Sie wurden sogar aufgegeben. Dem Titel einer Ökostadt wurde Güglingen durch die vorgelegten Ergebnisse nicht nur aus seiner Sicht nicht gerecht. Andere Städte und Gemeinden haben durch konsequentes Handeln Güglingen überholt.
Noch in den letzten Jahren waren ihm die Wiederaufnahme der Themen der Biotopvernetzung ein Anliegen. Seit weit über 20 Jahre fristen sie einen Dornröschenschlaf in den Schubladen. Hierzu hat er für die Fraktion nochmals die Themen aufgearbeitet. Sie wurden dem Bürgermeister übergeben. Immer wieder hat er sich für die Landschaftspflegetage mit Ideen eingebracht. Mit Unterstützung von BM Heckmann konnte Wilhelm am Hummelberg seine Gedanken zumindest teilweise umsetzen lassen. Den Hang an der Felswand des Hummelbergs freizulegen, durch eine neue Trockenmauer am Fuß Erosionsmaterial aufzufangen, und für Eidechsen ein größeres Habitat zu schaffen gelang 2018. Es fehlen ihm noch Informationstafeln zu Geografie und Geologie, sowie zu Fauna und Flora. Mit dem Projekt Mittelpunkt des Zabergäus gelingt ihm aktuell zusammen mit Uli Peter ein gutes Beispiel für Renaturierung. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Brackenheim auf Wilhelms Kompetenzen für den Naturschutz zurückgreift. Güglingen hat diese Möglichkeit in den vergangenen Jahrzehnten sträflich vernachlässigt. Wir verlieren mit Wilhelm einen streitbaren, unbequemen, über den Tellerrand blickenden und über Jahrzehnte hinweg verlässlichen Stadtrat und Mitstreiter in den Fraktionen. Wir wünschen Ihm weiterhin Kraft für den Naturschutz, aber auch Gelassenheit und Toleranz im Umgang mit Menschen, die er sich, sich selbst gegenüber, in manchen Situationen genauso gewünscht hätte.